Heike & Jens Spethmann,
Neukamp 8, 18581 PUTBUS / NEUKAMP
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Navi: Putbus Neukamp 8
Häufiger als anderswo reißt die Wolkendecke durch unsere Insellage auf.
So spielt das Wetter und davon der Wind hier an der Ostsee eine sehr große Rolle.
Ausschließlich der Wind ist für den Pegelstand und folglich auch für das Hoch- und Niedrigwasser hier an den Küsten verantwortlich. Allein der Wind macht's — Ebbe und Flut, durch die Gezeiten von Mond und Sonne wie auf den Weltmeeren, wirken sich in der mittleren Ostsee durch die Engstellen der Belte nicht mehr merklich aus.
Bei manchen Stürmen kommt es vor, dass unsere "obere" Dorfstraße vom Ostseewasser überspült wird. Bei langandauernden Stürmen aus SüdWest wird das Wasser der südlichen und mittleren Ostsee mehr und mehr in den Finnischen und Bottnischen Meerbusen gedrückt.
Dabei läuft durch die dänischen Belte und über die nur etwa 13m tiefe unterseeische Schwelle zwischen dem Darß und der dänischen Insel Mön ständig neues Salzwasser von der Nordsee in die Ostsee hinzu.
Wenn sich so über längere Zeit in der nordöstlichen Ostsee eine größere Menge Wasser aufgestaut hat und dann der Wind innerhalb von ein bis drei Tagen entgegengesetzt auf Nordost dreht, dann schwappt nach dem Badewannen-Effekt das angesammelte Wasser energiegeladen zurück.
Kommt es dann noch zu Orkanstärken aus Nordost mit hohem Wellenschlag, dann sind schwere Schäden zu erwarten. Die oben beschriebenen Konstellationen sind zufallsbedingt und man muss, vornehmlich vom November bis März, immer mit diesen Gegebenheiten rechnen.
Ständig -aber unmerklich mit jedem Wellenschlag- nagt die See am Ufer, insbesondere bei höheren Wasserständen am Steilufer.
Es sind nicht nur die spektakulären Abbrüche an den Kreidefelsen, welche Sorgen bereiten.
Bei aufmerksamer Beobachtung ist nach dem oben beschriebenem Wetterablauf eine Hochwasser-Vorhersage abzuschätzen.
Das Wort "Sturmflut" trifft für die Ostsee gar nicht zu. Richtig ist das Wort "Sturmhochwasser", da hier die bemerkbaren, auflaufenden Wasser nicht durch die Tide (Gezeiten durch Gravitation von Mond und Sonne), sondern durch den Wind verursacht werden.
Im Jahr 1304 schwemmte die sogenannte Allerheiligenflut weite Landesteile fort und formte die Küste um Rügen völlig neu.
Die ehemalige "beinahe"‑Festlandsverbindung zwischen Rügen und Ruden wurde von der See fortgerissen.
Heute ist dort über 7km Wasser – meist mit nur geringer Wassertiefe.
Dabei ist das "Neue Tief" im Greifswalder Bodden entstanden, welches in den Chroniken der Stadt Stralsund als neuer bedeutender Schifffahrtsweg erwähnt wurde.
Das Ostseesturmhochwasser vom Morgen des 20. Oktober 2023 bis Mitternacht mit Orkan aus Ost war das schwerste seit 1872.
Der höchste gemessene Scheitelwasserstand in Flensburg betrug gegen 23:00 Uhr 2,27m über Mittelwasser MW.
Hier bei uns war der Pegel bei 1,60m über MW mit Wellenhöhen von ca. 1,5m; auf der offenen See waren die Wellen sogar bis zu 5m hoch.
Diese wuchtigen Wellenschläge verursachten an den östlichen Ufern teilweise enorme Schäden. Insbesondere in Sassnitz vor der offenen See.
Durch die bei uns kurz zuvor für einen Wärmepumpen-Erdkollektor durchgeführten Erdarbeiten im Bereich der Uferkante konnte sich zwischen den großen Steinen in den letzten Monaten noch keine ausreichende Vegetation verwurzeln.
Glücklicherweise sind davon nur etwa 25m Uferkante betroffen.
Klar, dass der frisch aufgebrachte und lockere Boden (noch mit frisch aufgegangener Gras-Saat) durch den Wellenschlag fortspülte.
Die Folge war, dass die großen Steine (von mehren Tonnen Gewicht) unterspült wurden, bis zu 40cm absackten und sich irgendwann punktförmig auf kleinere Steine auf das alte, tieferliegende Geotextil aus dem Jahr 1997 abstützen.
Alles was kleiner war und folglich lose lag, wurde durch Wellenschlag weit verstreut.
Es verblieben stellenweise bis zirka 30cm hohe Hohlräume unter den großen Steinen.
Uferschutz 2024: Im nördlichen Uferbereich Geotextil, kleine Steine, Sand mit Strandgraswurzeln dann große Steine.
Zur Sanierung sollten nun die von den Wellen geschlagenen Hohl- und Zwischenräume mit Sand und Strandgräsern (hierStrandroggen) mit für die großen Steine mit Bagger-Sortiergreifer und Grabenräumschaufel aufgefüllt werden.
Deren sehr feine und enge Verwurzelung reicht mehr als 20cm in die Tiefe, was einen sehr wirksamen Uferschutz bewirkt.
Zuverlässiger als Steine.
Unsere mit Strandroggen bewachsene Fläche hielt dem herbstlichen Sturmhochwasser nahezu unbeschadet stand.
ZEICHNUNG Nummer | Bezeichnung |
---|---|
Bodensondierung.PDF BS-Positionen siehe ZNr 0-2-592 | Ing-Büro Bruno Heppner Neukamp 8 |
Legende.PDF zur Bodensondierung | |
0-2-590.PDF Altbestand vor Jahr 1998 zeigt nach Aufschüttung den aktuellen Untergrund in knapp 1m Tiefe | Neukamp 8 Lageplan Höhenangaben auf MW bezogen. Danach Uferschutz mit nachfolgender großflächiger Aufschüttung um ca 80cm |
0-2-592.PDF (Uferschutz) | Lageplan Neukamp 8 |
Die höchsten Sturmflut/Sturmhochwasser der Ostsee an der Pegelstation Wismar seit Beginn der Aufzeichnung im alten Preussen:
Pegelstände über Mittleren Wasserstand MW | ||||
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vom - bis | Monat | Jahr | Pegel | |
1. | November | 1304 | ? ★ | Wismar |
12. - 13. | November | 1872 | 2,7m | Wismar |
31. | Dezember | 1904 | 2,3m | Wismar |
30. | Dezember | 1913 | 2.1m | Wismar |
7. | November | 1921 | 2,0m | Wismar |
4. | Dezember | 1954 | 2,1m | Wismar |
3. - 4. | November | 1995 | 2,0m | Wismar |
21. | Februar | 2002 | 1,6m | Wismar |
1. | November | 2006 | 1,6m | Wismar |
20. | Oktober | 2023 | 1,50m | Lauterbach |
★ Wikipedia : Allerheiligenflut_1304
Küstenschutz Neukamp 8, 1998Wasserstand Lauterbach:Pegel heute
Langfristprognose Pegel 6 Tage
So ist durch die Wellenbrecher-Mole sehr viel Strandsand angelandet. Im Sommer bis Herbst allerdings auch Seegras.
Aug. 2016
Nach einem weiteren zweitägigen Sturm hat sich dann ein Kegelrobbenweibchen den ganzen Tag bei uns ausgeruht und ganz vertraut sein Mittagsschläfchen gehalten.
Video: 10 Feb. 2024 15:42